Chillin' chillin' minding my business...Heute ist Samstag, Chilltag. Warum?! Weil ich einen extrem schönen Stellplatz mit bestem Ausblick über die Täler habe. Also wie wird man einem solchen Platz besser gerecht, als einfach mal nen Tag zu bleiben und die Seele baumeln zu lassen.
Die vergangenen Tage waren nicht ganz so entspannt. Eine sehr schöne Route war noch dabei, der Rest war so eher naja... Kurz zu erwähnen wäre die Bizac-Klamm, eine enge Felsschlucht mit kurvenreicher Straße und wieder einmal zahlreichen Nippesbuden, alles zugeparkt. Da draußen fast 30 Grad (im Auto fast 40) und mein Magen sehr leer waren, konnte ich mir nicht die Motivation abringen einmal anzuhalten. Vielleicht auch ganz gut so, da sich die anschließende Stellplatzsuche am Lacul Izvorul Muntelui langwierig gestaltete. Am See selber war es auszuhalten, allerdings waren das Ufer und der See selbst mit Müll übersät. Die zahlreichen Angler schien das nicht zu stören, im Gegenteil, die haben ihren Abfall gleich mit dazu geworfen. Schade, bisher hatte ich Rumänien als sehr sauber erlebt. In den kommenden Tagen geht es weiter Richtung slowakischer Grenze. Die lange Rückfahrt steht bevor, denn die liebe Familie will ich ja auch nochmal wiedersehen. Wird Zeit, sonst wird meine Nichte noch ohne meinen erzieherischen Einfluss groß... Hier steppt der Bär...Ich habe leider den Überblick verloren, sorry. Aber eine chronologische Abarbeitung der einzelnen Tage ist sowieso uninteressant...hüstel... Daher also eine vage Zusammenfassung der letzten paar Tage.
Aus dem bisherigen Reisealltag ragt v.a. die gemeinsame Tour mit Stephan heraus. Wir haben uns auf der Transalpina getroffen und kurzerhand beschlossen ein paar Touren gemeinsam zu machen. Gemeinsam deswegen, weil Stephan mit einem Toyota LC 95 unterwegs war bzw. ist. Also praktisch Brüder im Geiste. Wir haben schließlich gute zwei Tage die Karpaten südöstlich der Transalpina erkundet. Natürlich offroad, wie sich versteht. Stephan, obwohl jünger, war mit wesentlich mehr Offroad-Erfahrung gesegnet als ich. Zumindest hat er sich an einigen (für mich) haarigen Stellen nichts anmerken lassen und grinste stets gelassen im Rückspiegel. Es sorgt, v.a. nach dem Erlebnis auf der Strada Strategica, für sehr viel mehr Sicherheit, wenn man zu zweit unterwegs ist. Nach den zwei Tagen ist Stephan dann Richtung Montenegro weiter und ich Richtung Transfagaras. Diese Passstraße führt weiter östlich der Transalpina durch das Fagaras-Gebirge. Bereits Andrea sagte mir, dass hier die Chance auf die Sichtung von Bären extrem hoch ist. Und siehe da, keine 10km auf dem Weg ins Gebirge, sitzen bereits zwei Bären am Straßenrand. Auf die Bären komme ich gleich nochmal zurück. Auf dem mit Fress- und Souvenirsbuden und massenhaft Touristen übersäten Pass am Lacul Balea, habe ich endlich meine erste Wanderung gemacht. Was für ein Genuss, die müden Knochen in Bewegung zu kriegen... Zwei Tage später habe ich das Bärenreservat in der Nähe von Brasov und später noch die Stadt selbst besucht. Erstaunlich wieder, wie viele Menschen hier unterwegs sind. Von Brasov ging es schließlich weiter nach Bran, um mir ejdlich das lang ersehnte Dracula-Schloss anzusehen. Immerhin hatte ich vor ein paar Jahren sogar das Original dazu gelesen und seither steht ein Besuch auf meiner Bucketlist. Dort muss es auch noch bleiben... Obwohl ich extra nicht am Wochenende nach Bran bin, sondern an einem Montag, war die Schlange schon gut 80 Meter lang. Das alles in einem weihnachtsmarktähnlichem Budenlabyrinth. Wie immer wenn's touristisch wird: keine Masken, keine Abstände. Ich habe den Rückzug angetreten. Ich weiß, dass ich recht paranoid unterwegs bin was Covid betrifft, aber ich will diesbezüglich noch nicht über meinen Schatten springen. Nach dieser überfüllten und touristisch ausgeschlachteten Enttäuschung bin ich kurzerhand nach Sinaia zum Peles-Schloss gefahren. Hier ein völlig anderes Bild. Nur eine handvoll Menschen unterwegs. Warum? Montags ist geschlossen, man kann aber trotzdem auf dem Außengelände das Schloss und Nebengebäude bestaunen. Auf jeden Fall sehr lohnenswert! Die nervigen Nippesbuden stehen hier nämlich nicht im Schlosspark, sondern auf dem Zugangsweg vom Parkplatz. Daher versetzt der Spaziergang auf dem Schlossgelände zurück in eine andere Zeit. So, das war's bis hierhin. Ich sitze frisch geduscht und mit vollem Bauch an einem kleinen Bach und schrecke bei jedem Geräusch hoch...es könnte ja ein Bär sein...! 😲 Und damit, wie versprochen, ein paar Infos und Eindrücke zu den Bären: Fangen wir mit zwei Situationen an, die ich auf der Transfagaras erlebt habe. Situation Nr.1: Die Bären, die ich direkt an der Straße beobachten konnte, haben sich beide über Lebensmittel hergemacht, die von Touris aus dem Autofenster geworfen worden waren. Klar, so lässt sich der Bär anlocken und das Instafoto ist im Kasten. Der Bär wird dann später als Problembär erschossen (s.u.). Situation Nr.2: Abends an einem Stellplatz/ Aussichtspunkt mit übervollem Müllbehälter kommen die Ranger vorbei und weisen darauf hin, dass dort jeden Abend Bären kommen und sich über den Müll hermachen. Also sei Vorsicht angebracht und man solle auf jeden Fall im Auto schlafen, Zelt wäre "ungünstig". Sie hätten im Laufe des Tages bereits sieben Notrufe wegen Bären gehabt. Trotz dieser Hinweise schmeißen dann im Laufe des Abends die anderen Camper weiter fleißig ihren Abfall in den bereits übervollen Behälter. Da fragt man sich doch, wie man so dumm sein kann. Auch sonst ist es entlang der Transfagaras ziemlich zugemüllt. Das hatte ich bisher in Rumänien noch nicht so gesehen. Was ich auch, wie immer, nicht verstehe ist, warum man als Tagestourist (Tagesausflügler von Brasov und Sibiu) seinen schxxx Müll nicht einfach wieder mitnehmen kann?! Meist sind die Einheimischen in größeren Gruppen unterwegs und machen entlang der Straße ein Picknick, meist mit Feuer. Da füllt allein schon eine Gruppe/ Familie die bereitstehenden Abfallbehälter bis zum Rand. Alle folgenden Touristen schmeißen ihren Kram dann daneben, die Müllabfuhr kommt nicht hinterher und nachts kommen die Bären. Ok, weiter mit den Bären. In Rumänien leben etwas 60% der in Gesamteuropa heimischen Braunbären. Etwas außerhalb von Zarnesti befindet sich das 69 Hektar große Bärenreservat "Libearty". Hier befinden sich z.Zt. 113 Bären, maximal kann das Reservat 120 Bären beherbergen. Woher stammen diese Bären? Zum einen aus Zoos, Zirkussen, Klöstern, zum anderen aber auch von Tankstellen, Restaurants und Hotels... Klingt komisch? War aber so. Da Bären für viele einheimische und ausländische Touristen eine besondere Attraktion sind, haben sich Tankstellen, Restaurants und Hotels Bären in kleinen Stahlkäfigen "gehalten". Das hat dann mehr zahlende Kundschaft angelockt. Dies ist zum Glück seit einigen Jahren verboten (EU-Beitritt sei Dank) und die von dort befreiten Bären sind z.T. im Reservat gelandet. Es landen aber auch die sog. Problembären im Reservat. Dies sind die Bären, die entlang der Straße sitzen, von Touris gefüttert werden, die Angst und Distanz vor den Menschen verlieren und dann schließlich zum Abschuss freigegeben werden. Aber auch Bären, die direkt in die Ortschaften ziehen und sich dort etwas zu fressen suchen. Nicht alle diese Bären können natürlich gerettet werden. Jährlich dürfen in Rumänien 140 Bären geschossen werden, dies sollen ausnahmslos Problembären sein (in Zukunft wird diese Zahl steigen, da sich Bären sehr stark vermehren). Eigentlich, denn Korruption sei Dank sieht die Realität anders aus. Haben die Ranger eine Abschussgenemigung für einen speziellen Problembären erhalten, werden zahlungskräftige Trophyhunter aus dem Ausland geladen. Immerhin werden für einen Bären 10.000 bis 15.000€ gezahlt. Trophyhunter wollen aber keine jungen und somit kleinere Bären (Problembären sind meist die jüngeren) schießen, sondern natürlich ein stattliches Exemplar. Und so wird das dann auch gemacht. Ein Bär wird geschossen, der Problembär bleibt. Der Regierung ist das anscheinend egal. Eine Hand wäscht die andere. Laut Aussagen des Rangers von "Libearty" gibt es auch keine Aufklärungsprogramme oder Plakataktionen zum Umgang mit Bären. Die Mitarbeiter:innen des Reservats bieten aber eigene Programme und Aktionen für Schulklassen an. Gut, aber damit werden in der Gesamtheit viel zu wenig Menschen erreicht. Bei weiter schwindendem Lebensraum rücken Mensch und Bären zwangsweise näher und es werden hoffentlich für beide Seiten akzeptable Lösungen gefunden. 🐻 WTF...abhängen am Abhang...Die Fahrt nach der verregneten Nacht war gut machbar, auch wenn mich das Heck das ein oder andere Mal überholen wollte...Rutschpartie!
Am Ende der Route ging es wieder nach Süden und zwar auf der bei Bikern sehr beliebten Transalpina. Die Straße ist wirklich malerisch. Tiefe Wälder, eine Kurve an der anderen, viele Serpentinen und vom Pass wunderschöne Ausblicke in alle Richtungen. Wer sich stärken oder Staubfänger/ Souvenirs shoppen möchte, findet mehrere Möglichkeiten entlang der Strecke. Ich habe mich mit Käse und Honig beschränkt. Übernachtet habe ich in der Nähe des Passes, leider sehr windig, tief hängende Wolken und Regen. Keine guten Aussichten für den kommenden Tag und die nächste geplante Offroad-Tour. Am nächsten Morgen ging es zeitig los, immer wieder Schauer. Ich habe mir viiiieeeeel Zeit gelassen, in der Hoffnung die Sonne würde sich durchkämpfen... Am Startpunkt der Route standen fünf rumänische Familien mit ihren völlig eingesauten Geländewagen. Als sie mich kommen sahen, gingen die Blicke zuerst auf meine Reifen und dann erntete ich synchrones Kopfschütteln: viel zu nass und matschig für meine AT's. Naja, egal. Wir haben noch ein wenig erzählt, z.B. auch über die Zukunft des Offroadens in Rumänien. Geschimpft wurde einstimmig auf die vielen Regeln die die EU vorschreibe und somit das (fast) freie Fahren in naher Zukunft stark einschränken werden. Dazu kommen wohl die typischen Idioten, die mit ihren Fahrzeugen kreuz und quer heizen und somit ein schlechtes Bild der Offroader hinterlassen. Also wie so häufig: ein paar Wenige sorgen dafür, dass bestimmte Dinge immer stärker reguliert werden müssen oder sogar ganz verboten werden. Ich bin dann auf einer gut fahrbaren alternativen Route nach Sibiu/ Hermannstadt weiter. Corona scheint hier nicht mehr zu existieren. Aufgrund einer Radrennveranstaltung waren die Stadt und die Restaurants gerammelt voll. Ich habe eine kleine Fotorunde in der wirklich sehenswerten historischen Innenstadt gedreht und etwas abseits vom Trubel seit über 18 Monaten etwas in dem kleinen lokalen Lokal "local" ein traditionelles Pilzgericht gegessen, dazu Cheesecake mit Minze. Was ein Genuss! Der anschließende Espresso in der Kaffeerösterei "Flow" war erbärmlich sauer. Zum Glück gabs ein Glas Wasser dazu... Hoffentlich schmeckt der Kaffee (Kolumbien) den ich gekauft habe besser... Am frühen Nachmittag ging es von Sibiu aus zurück nach Süden, natürlich wieder abseits der asphaltierten Wege. Aufgrund der guten Wettervorhersage wollte ich am Folgetag über die "Strategica", einer alten Militärstraße aus dem Zweiten Weltkrieg, wieder zurück zur Transalpina. Wie angekündigt war das Wetter trocken und sonnig, also gute Bedingungen um die "Strategica" anzugehen. Die knapp 40km waren absolut fantastisch! Fahrerisch herausfordernd und landschaftlich beeindruckend. An einer Stelle musste ich fast wieder umkehren. Ein Schneefeld versperrte den Weg. Leider hatte ich das zu spät gesehen und musste am Hang mit gefühlten 20 Zügen wenden, eine Flucht rückwärts habe ich mir ohne zweites Paar Augen nicht zugetraut. Das Schneefeld ließ sich zum Glück umfahren. Allerdings war diese Umfahrung das Schlimmste bzw. Krasseste was ich bisher abseits einer geführten Offroadtour allein erleiden musste/ durfte/ konnte: Der schmale Weg begann anfangs ganz gut, neigte sich aber zunehmend immer weiter zum Abgrund, dazu dann noch eine tiefe Auswaschung hangseitig, also noch mehr Schräglage... Als das Stück geschafft war kam noch mal ein Sahnehäubchen oben drauf. Starke Auswaschungen mit tiefen Verschränkungen. Also Sperren rein, Arschbacken zusammenkneifen und den Wagen langsam klettern lassen. Wer sich auskennt wird wissen, dass ein Troopy bei sowas gerne mal ein Vorderrad weit in die Höhe streckt und man als Fahrer statt Straße nur noch Himmel sieht und hofft, dass das Rad wieder auf den Boden kommt, bevor es den Wagen auf die Seite kippt...und das alles am Abhang. Es ging alles gut, aber nochmal muss ich das nicht haben. Ich habe mich danach erstmal zitternd ins Gras setzen müssen und ne Weile tief durchgeatmet, bis das Adrenalin wieder halbwegs an Wirkung verlor. Der Rest der Strecke war im Vergleich zu diesem Stück ein Kinderspiel. Kurz vor Ende traf ich noch einen Schäfer, der mir alle möglichen harten Spirituosen aus dem Kreuz leiern wollte. Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich nur Wasser an Bord hätte, welches er sich dann mit offensichtlicher Enttäuschung gönnte. Sorry Buddy! 😁 Klopf, klopf! Jemand zu Hause?Anscheinend nicht. Das Koffein war offensichtlich noch nicht im Kopf angekommen, denn nach weniger als fünf Fahrminuten steckte ich in einem Schlammloch fest. Traurig, denn bereits am Vortag bin ich da schon zweimal durch, als ich nach einem Stellplatz suchte. Was war passiert? Zum einen zu langsam und zum anderen vergessen den Allrad zuzuschalten. Nach halberfolgreicher Selbstsuggestion Panik zu vermeiden ging es an die Selbstbergung. Was gibt es schöneres als am frühen Morgen mit kurzen Hosen und Crocs durch den Schlamm zu springen... In tausenden Videos hatte ich das schon gesehen, selbst aber nie gemacht. Also: Winde abspulen, Baumgurt um ein Birkchen gelegt, Baumgurt und Windenseil per Softschäkel verbunden, Fernbedienung für die Winde eingesteckt, Stromkreis zur Winde geschlossen, Seil leicht auf Spannung gebracht, ins Auto und Motor an, im ersten Gang untersetzt und gleichzeitiger Betätigung der Winde langsam aus dem Schlammloch ziehen, fertig. Beim nächsten Mal noch die Handbremse lösen... 😳 Wie gesagt, kein Koffein im Hirn...
Der folgende Weg war zwar in gutem Zustand aber völlig zugewachsen. Über zwei bis drei Kilometer musste ich alle paar Meter aus dem Auto und den Weg freischneiden. Am Anfang recht spaßig, dann aber zunehmend nervig. Nachdem das geschafft war, war die weitere Strecke relativ gut befahrbar. Zum Schluss gab es noch angsteinflößende Abfahrten (bei Nässe wohl eine unkontrollierte Rutschpartie), eine verschlossene Schranke (die sich mit reichlich Schräglage umfahren ließ) und eine unerwartete Ankunft in einem Granittagebau. Reicht! Zur 'Belohnung' bin ich danach an den Stausee Lacul Marul gefahren. Hier konnte ich auf einem Stück Wiese direkt am Wasser parken. Naja, der Rest lässt sich schnell abreißen: baden, essen, pennen, baden, lesen, baden, essen usw. Der Plan für den folgenden Tag war auch schnell getroffen: chill to the max! Am nächsten Morgen traf ich Andrea aus Österreich. Sie ist in ihrem Van seit über einem Jahr unterwegs und war dabei in 16 Ländern, eine etwas andere Coronaflucht. Interessant: sie sei nur ein Mal an einer Grenze nach einem Coronatest gefragt worden und musste nie in Quarantäne. Die Realität scheint wohl etwas anders zu sein, als uns das Auswärtige Amt glauben machen will. Sie hat sich außerdem in Rumänien impfen lassen. In extra eingerichteten Impfstraßen werden alle EU-Bürger geimpft. Andrea sagte, dass die Impfstraßen, welche sie gesehen hatte alle leer waren. Die Impfwilligkeit der Rumänen scheint wohl nicht sonderlich hoch zu sein. Dann verwundert es auch nicht, dass sie jeden EU-Bürger impfen... Nach erfolgreichem Chilltag ging es weiter nach Osten, aber Luftlinie nur ca. 18km. Aufgrund der sengenden Hitze wollte ich wieder an einen See, bin aber auf halber Strecke am Bach/ Fluss Raul Mare hängen geblieben: klares kaltes Wasser und schattig. Mehr kann man bei 34 Grad nicht verlangen. Ich habe dann endlich die Route für die kommenden Tage geplant. Es soll auf einem wilden Zickzackkurs durch die Südkarpaten ostwärts bis Brasov gehen. Am nächsten Morgen gings zeitig los nach Petrosani, dem Startpunkt der ersten Offroadroute Richtung Norden. Die Fahrt war der Hammer! Geniale Ausblicke, dunkle Buchen- und Fichtenwälder, freie Hochebenen und frische Quellen. Die Strecke war fahrerisch spannend aber nicht extrem. Man konnte also auch beim Fahren die Landschaft genießen. Für mich also genau die richtige Mischung. Jetzt stehe ich auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe einer kleinen Siedlung auf 1300m. Leider hat es heute Nacht angefangen zu regnen. Ich bin etwas unsicher, ob ich die restlichen 40km bei Nässe fahren sollte. Immerhin verwandelt sich der Boden in Schmierseife, sobald es auch nur etwas regnet... Gegen Mittag soll wieder die Sonne rauskommen. Bis dahin werde ich wohl abwarten und noch ein paar "wenige" Zeilen für den Blog schreiben... Gesagt, getan! Hallo, noch jemand hier?War ja wieder lange still hier, aber es soll natürlich weitergehen. Corona wurde ja pünktlich zum Sommer und zur Bundestagswahl für beendet erklärt und die Impfung macht mich unverwundbar, beste Voraussetzungen also für einen Kurztripp nach Rumänien in die Karpaten. Hier soll es möglichst offroad durch die Berge und Täler gehen, bevor der wachsende (Offroad-)Tourismus solche Ausflüge reguliert oder ganz unmöglich macht. Rumänien ist in der Szene immerhin als letzte Bastion für wilde Touren abseits der Straßen bekannt und beliebt. Vorbereitet mit dem Offroad-Trackbook von "Pistenkuh" und den GPS-Daten vom Trans-Euro-Trail, ging es am 22.06. ab auf die Autobahn. Erstes Ziel Schmitten im Taunus. Hier wohnt Bernd. Die geneigte Leser:in weiß, dass ich Bernd 2019 und 2020 mehrfach in Chile getroffen habe. Seitdem sind wir regelmäßig per Email in Kontakt und ein persönliches Treffen war mehr als überreif. Wir haben einen halben Tag gemeinsam verbracht und viel geredet. Es ist immer wieder beeindruckend welch reflektierten, realistischen und dennoch offenen Blick Bernd auf die Welt hat. Der Besuch und das Arbeiten in über 100 Ländern auf dieser Welt haben sicherlich dazu beigetragen. Es macht einfach Spaß ihm zu lauschen, sich mit ihm auszutauschen und zu diskutieren (Grüße gehen an dieser Stelle raus an Maami: Ja, auch andere Menschen müssen dies ertragen...) 😁
Danach ging es weiter Richtung Passau mit einem Zwischenstopp bei "Tom's Fahrzeugtechnik". Dort habe ich mir gehörig die Nase platt gedrückt und hoffe seitdem auf einen baldigen Lottogewinn... Danach ging es weiter von Passau durch Österreich und Ungarn. Am 25.06. bin ich dann schließlich übermüdet und verschwitzt in Rumänien gelandet. Über 1800 reine Autobahnkilometer in einem Troopy ohne Klimaanlage und zwischen 80 und 90km/h sind keine Wohltat... Der erste, bereits zu Hause gescoutete Stellplatz östlich von Arad am Ufer der Mures war ein Volltreffer. Das Wasser ist allerdings nix zum Schwimmen oder Baden. Am Abend sorgte ein vorbeiziehendes Gewitter für ein gewaltiges Spektakel. Am kommenden Tag ging es zeitig auf der DN7 nach Dobra, dem Startpunkt für die ersten Touren aus dem Buch von "Pistenkuh". Die Fahrt dorthin war stressig, zumindest für mich... Die LKW's jagen einen über die kurvenreiche und stellenweise echt schlechte Piste. Selbst in Ortschaften sind mindestens 70 km/h angesagt. Wenn man sich dann mit 50 km/h an die geltenden Vorschriften hält, sorgt das bei den LKW-Fahrern nicht gerade für Freudenstürme... Von Dobra aus habe ich mich auf den Weg gemacht den 'Muntii Poiana Rusca' genannten Teil der Westkarpaten zu erkunden. Auf verschlungenen Pfaden ging es durch Täler und über bewirtschaftete Hochebenen, die einen fantastischen Ausblick bieten. Die erste Nacht habe ich in der Nähe eines alten Dorfes auf solch einer Hochebene verbracht. Im Westen der Sonnenuntergang und heute morgen im Osten wieder der Sonnenaufgang. Besser kann man es nicht haben... 😉 Heute habe ich einen kurzen Abstecher nach Hunedoara (Eisenwerk) gemacht und mir das dortige Schloss angeschaut (35 Lei). Die Ausstellung war nicht wirklich berauschend und ein Teil war wegen Restaurierung nicht zugänglich. Für ca. 7€ also etwas wenig. Mit der Hoffnung auf eine Abkühlung ging es danach zum Stausee Lacul Cinsis, leider ohne Erfolg. Das Ufer ist gesäumt von Bauruinen, Baustellen, Pensionen, Hotels und Campingplätzen, einen öffentlichen Badestrand gibt es nicht. Hier wird in ein paar Jahren vermutlich das gesamt Ufer zugebaut sein... Also weiterhin verschwitzt weiter in die Berge. Gut so, denn auf dem ersten Abschnitt der Piste schoss mir der Angstschweiß aus jeder Pore. Der steile, lehmige und mit tiefen Spurrillen geschmückte Weg war die bisher anspruchstvollste Erfahrung mit Gordo. Zum Glück kam niemand von vorn, ausweichen oder rangieren wäre unmöglich gewesen. Laut Trackbook ist dieser Teil als Schwierigkeitsgrad 4 (von 6) eingestuft. Ich will gar nicht wissen, wie dieser Abschnitt nach Regen aussieht... Ein paar Kilometer weiter fand sich der heutige Nachtplatz auf einer weiteren Hochebene mit tollem Ausblick. So, wieder ganz schön viel geschrieben für den Anfang. Naja, gibt ja viel nachzuholen... 😁 Noch ein Nachtrag bzgl. der für Österreich, Ungarn und Rumänien notwendigen Vignetten: Sie lassen nach wie vor direkt an der Tanke kaufen, sind aber auch online zu haben. Rumänien registriert nur noch das Kennzeichen, ohne Klebevignette. Bei Ungarn bin ich mir nicht sicher. Long time no see... ...ja, die letzten Einträge sind wirklich schon ein Weile her. Dank Corona und Rückkehr in den Arbeitsalltag ist in den vergangenen Monaten reisetechnisch auch nicht viel passiert. Lediglich ein paar Kurz- bzw. Selbstquarantänetripps ließen etwas Licht in das sich ewig drehende Hamsterrad scheinen... Nach der Rückkehr aus Schweden und ein paar wenigen Tagen bei der Familie ging es wieder zurück in den goldenen Westen. Immerhin muss ja auch noch Geld verdient werden. Im Oktober war es dann Zeit für den ersten Ausbruch. Es ging, wie meistens, Richtung Osten. Von Usedom aus über Pasewalk und Penzlin Richtung Schorfheide Chorin und in den folgenden Tagen in die Märkische Schweiz und weiter nach Süden bis in die Lausitz. Dort habe ich mich dann in den alten Tagebauten rumgetrieben und habe etwas Offroad-Luft geschnuppert. Anschließend ging es nach Polen (zu diesem Zeitpunkt noch kein Risikogebiet) von Bad Muskau entlang der Grenze bis nach Kostrzyn nad Odra und dann auf deutscher Seite wieder zurück nach Usedom. Auf der Tour war erstaunlich, wie viele Strecken man doch noch etwas "offroad" unterwegs ist. Man muss nur etwas suchen... Das Finden von Stellplätzen war allerdings, wie immer in Deutschland, eine Qual. Bevor ich über Weihnachten zu meiner Familie bin, habe ich eine Selbstquarantäne-Tour Richtung Nordsee (Brunsbüttel -> Dagebüll) und dann über Flensburg entlang der Ostseeküste weiter nach Usedom gemacht. Das Wetter war für das Leben im Toyota grenzwertig: Sturm, Regen, Frost, Dunkelheit ab 15 Uhr... Da wäre eine Kabine etwas komfortabler gewesen...Zeichnungen existieren bereits... ;) Auf dieser Tour habe ich mal wieder festgestellt, dass ich der Nordsee irgendwie nichts abgewinnen kann: Schafe, Deiche, Matsch (bzw. Watt) und Acker. Die Ostseeküste ist mir da wesentlich sympathischer, v.a. weil abwechslungsreicher. Auch hier war es wieder eine Qual geeignete Stellplätze zu finden... Über Ostern dann die dritte Quarantänetour auf dem Weg zum Familienbesuch, diesmal mit touristischem Reiseverbot in MV. So fühlten sich die 5 Tage durch die Mitte des Landes (Schwerin, Krakow am See, Müritz, Demmin, Usedom) dann auch an: viele argwöhnische Blicke der Einheimischen und eine Polizeikontrolle. Ich habe mich im eigenen Land unwillkommen und wie ein Verbrecher gefühlt. Komische Zeiten... Das Wetter ließ auch auf dieser Tour den Wunsch nach einer isolierten Kabine aufkommen. Die Zeichnungen werden detailierter... In wenigen Monaten beginnen die Sommerferien und bisher ist unklar wohin die Reise gehen wird bzw. darf. Unter den gegebenen Umständen halte ich den ganzen Lockdown-shice nicht mehr lange aus. Bleibt die Hoffnung, dass Schweden oder vielleicht sogar Finnland oder Norwegen touristisch bereisbar bleiben bzw. werden und ich endlich wieder in den Tiefen der Wälder verschwinden kann. Wenn Isolation, dann wenigstens freiwillig... Tut mir leid, dass die obigen Zeilen wieder sehr negativ klingen. Ich will hier aber auch nichts künstlich schön reden. Wer das möchte, kann sich auf Instagram unter #vanlife gerne attraktive junge Menschen ansehen, denen 24/7 die Sonne aus dem geölten Arsch scheint...Pandemie oder nicht. White out...Es sind Ferien in Schweden. Anscheinend bekommt jedes Neugeborene direkt einen Wohnwagen und/oder ein Wohnmobil geschenkt. So ähnlich wie im Osten für jeden Säugling gleich der Trabant bestellt wurde. Dazu gibt es in Schweden noch ein Kayak, ein Mountainbike, ein Schneemobil sowie eine Sommer- und eine Winterhütte. Alles oberstes Regal versteht sich! Was ich damit sagen will ist, dass hier mittlerweile der Teufel los ist. Lange weiße Caravanen von Wohnmobilen und Wohnwagen ziehen sich die Straßen entlang und nahezu jeder verfügbare Stellplatz ist belegt. Sobhabe ich das nicht erlebt. Aber das ist eben die logische Konsequenz, wenn Europa die Schweden momentan nicht haben will. Dann wird eben Urlaub im eigenen Land gemacht. Usedom ist ja auch nicht gerade leer...
Die eben beschriebenen Umstände, die eintönig werdende (wenn auch sehr schöne) Landschaft, die Millionen Killermückinnen (an dieser Stelle bestehe ich aus naturwissenschaftlicher Korrektheit auf die Nennung des Geschlechts), das seit Wochen überwiegend kalte und nasse Wetter und der Fakt, dass mein sozial distanziertes Verhalten mittlerweile paranoide Züge annimmt, haben mich entschließen lassen, die Fähre umzubuchen und eine Woche eher zurück nach Deutschland zu kommen. Die Reisewarnung für Schweden ist zwar seit vorgestern aufgehoben und damit entfällt auch die Rückkehrquarantäne und ich könnte eigentlich noch knapp zweieinhalb Wochen bleiben. Aber es wird Zeit mal wieder soziale Kontakte aufzunehmen und nicht nur Selbstgespräche zu führen. Außerdem muss ich mir noch ein Dach überm Kopf suchen. Im Toyota will ich nicht länger als Ende Oktober bleiben... Etwas mehr Luxus darf schon sein! 😉 Ansonsten kann ich von keinen Highlights berichten. Außer vielleicht der Anschaffung eines "Thermacell Myggskydd Backpacker". Das ist ein Verdampfer für ein, ich zitiere, "Bekämpningsmedel klass 3" gegen Mückinnen für den outdoor Einsatz. Bei Windstille soll sich die Wirksamkeit auf 20m² erstrecken. Da ich ja immer bei offenen Hecktüren koche und hantiere, ist der Wagen öfters mal randvoll mit blutrünstigen Mückinnen, die einem die Nacht zur Hölle machen. Mit dem Myggskydd hat sich das tatsächlich erledigt! An dieser Stelle vielen Dank an Katha und Flo für die Empfehlung! Das Teil hat das outdoor-Leben wieder angenehm gemacht. BITTE FOLGEN...Die Sucherei nach Verbindungsstraßen Richtung Süden hatte mich bis hinter Tarnäby an die norwegische Grenze verschlagen. Von hier aus gibt es eine 60km "Abkürzung" auf norwegischer Seite, die mir auf dem Weg nach Dikanäs ca. 140km gespart hätte. Da zur Zeit die Einreise für Deutsche nach Norwegen immer noch verboten ist, war mein Plan an der Grenzkontrolle zu fragen, ob es in Ordnung wäre, die "Abkürzung" zu nehmen. Also in Ruhe gefrühstückt und los zur Grenze. Fünf Kilometer vor der Grenze habe ich dann allerdings spontan gestoppt, eine Wanderung zum Atoklinten eingelegt (sehr zu empfehlen, v.a. in Kombination mit dem Rundweg) und bin wieder zurück an den schönen Stellplatz am Strand gefahren. Die Wanderung hatte dann doch länger gedauert als geplant. Unterwegs traf ich zwei Schweden, die ich mal gefragt habe, wie sie es empfinden, dass viele nach Schweden kommen, um Urlaub zu machen, sie selbst aber nirgendwo willkommen sind. Die zu erwartende Antwort war, dass sie damit kein Problem haben, in Schweden seien alle willkommen. Außerdem berichteten die Beiden von einem Restaurantbesuch mit sehr strengen Hygieneregeln. Also zumindest hier im "Hinterland" läuft es auch nicht anders als bei uns.
Nächster Tag: Sport, Frühstück und den Norwegenplan endlich in die Tat umsetzen. An der Grenze direkt gab es keine Kontrolle. Also hab ich mir gedacht, fährste weiter bis was kommt oder eben auch nicht... Auf dem Weg habe ich mehrmals zum Fotografieren angehalten. Irgendwie war hier alles schöner als in Schweden, alles war größer und schroffer und extremer und es lag mehr Schnee. Also abgebogen in eine Seitenstraße und drei Meter später den Wagen im Schnee festgefahren. Naja, war klar. Spielkind... Wenige Minuten später lagen alle vier Maxtrax unter den Rädern und der Wagen wieder auf festem Grund. Weiter ging es auf meiner "Abkürzung", bisher keine Kontrollposten und meine Hoffnung, unerkannt bis zurück nach Schweden zu kommen, wuchs... Bis mir die Polizei entgegen kam und wieder im Rückspiegel verschwand, um ein paar Kurven später dort wieder aufzutauchen. Mist, jetzt gibt es Ärger. Also sofort rechts ran, Maske auf und freundlich schauen. Ich habe dem Polizisten mein Vorhaben erklärt und er konnte das auch nachvollziehen und hat sogar irgendwo angerufen, ob er das genehmigen könne. Leider war die Rückmeldung negativ und ich musste ihnen bis zum Kontrollpunkt folgen, der natürlich in der falschen Richtung lag. Dort gab es noch ein Dokument für mich: offiziell aus Norwegen ausgewiesen! Zwei Mal könne ich mir das noch erlauben, dann gäbe es eine zweijährige Einreisesperre... Nein danke, muss ich nicht haben. Zwei Stunden später stand ich wieder an meinem Strand in Schweden... Nach kurzer Pause habe ich mich schließlich auf den langen Rückweg gemacht. Mehrere Stunden später, mit lange Schotterpisten, viel Regen und einem vollkommen eingesauten Auto, fand ich schließlich einen Stellplatz entlang des Viltmarksvägen. Diese Route führt nach Westen entlang an Flüssen und Seen und schließlich über ein auf fast 900m gelegenes Hochfjäll. Eine absolut lohnenswerte Route! Leider wissen das auch viele andere, denn überall stehen Caravans, Wohnwagen und Bootsanhänger. Wenn man hier einen Nachtplatz sucht, dann sollte man früh damit anfangen. Am nächsten Tag, nach Überquerung des Hochfjells bei bestem Wetter, habe ich eine Wanderung zur Bjurälvsgrotan gemacht. Leider ohne Weitsicht aber mit einer sehr interessanten Karstlandschaft, in die man nach ca. drei Stunden Fußmarsch eintaucht. Hier verläuft der Fluss weit verzweigt größtenteils unterirdisch. Dort wo das Wasser die Decke seiner Tunnel wegerodiert, sackt der Boden nach und es bilden sich kraterähnliche Löcher. Diese finden sich weit verstreut über ein riesiges Gebiet. Fünf Stunden später bin ich wieder zurück auf das Hochfjäll gefahren, um dort die Nacht zu verbringen. Das Wetter kündigte einen spektakulären Sonnenuntergang an. Leider war ich spät dran und die Weißware (umgangssprachlich und abwertend für Wohnmobile/ Wohnwagen) hatte bereits jeden verfügbaren Quadratmeter zugeparkt. Ich habe mich dann letztendlich einfach drei Meter von der Straße in den Matsch gestellt. Egal, denn der Ausblick war hervorragend. Kurze Zeit und einen Kaffee später glühte der Grill und die Forelle brutzelte im Licht der untergehenden Sonne. Dazu einen heißen Kakao, das Rentierfell im Rücken und Van Morrison in den Ohren. So lässt es sich leben, auch direkt an der Straße... Same shit different day...Seit meinem Mitternachtsausflug sind schon wieder anderthalb Wochen vergangen und das wie im Flug. Drive, hike, eat, sleep, repeat. So oder so ähnlich sahen die letzten Tage aus. Letzendlich endete fast jeder Tag an einem schönen Stellplatz, einem Feuer und manchmal sogar in Gesellschaft.
Ein Highlight war die Wanderung zum Trollsjön nördlich von Abisko. Diese wurde mir von einem Schweden empfohlen, der auch zwei Nächte auf dem Parkplatz verbrachte. Viele Schneefelder gespickt mit tausenden Felsen und ein angeblich kristallklarer See in einem Talkessel. Angeblich deshalb, weil von dem See unter der immer noch dicken Schneedecke nicht viel zu sehen war. Eine eisfreie Lücke zum Baden fand sich allerdings doch... Auf dem Rückweg nach Süden habe ich einen kurzen maskierten hit-and-run-Stopp im Safari Café gemacht. Ich war dort vor Jahren mal mit Kai auf der ersten Reise über den Polarkreis. Diesmal gab es keine Kardamom-Himbeer-Muffins und der Kaffee kam aus dem Automaten. In meiner Erinnerung hatte das Café irgendwie mehr rosa... Entlang der E45 habe ich Katha und Flo wiedergetroffen. Das erste Mal trafen wir uns in Abisko auf dem Mitternachtssonnen-Parkplatz. Wieder haben wir abends zusammen gesessen, diesmal mit großem Feuer und Stockbrot. Feuer und Stockbrot gab es auch mit Vivian und Hannes, die ich in der Nähe von Arjeplog getroffen hatte. Die beiden mussten wegen Corona ihre Radtour durch Europa abbrechen. Jetzt verbringen sie die letzten verbleibenden Tage auch hier in Schweden, ohne Fahrrad, dafür mit Auto, Rucksack und Zelt. Die restlichen Tage kriege ich irgendwie nicht mehr richtig sortiert. Ich weiß nur, dass ich mir auf Anraten von Katha und Flo in Porjus ein Rentierfell gekauft und über verwirrende Schotterpisten versucht habe, weiter nach Süden zu kommen, ohne ständig auf der E45 unterwegs zu sein. Leider waren dabei auch einige Sackgassen, aber das gehört nunmal dazu und endet nicht selten an wunderschönen Stellplätzen... Im Norden geht die Sonne auf...Ritsem war ein Reinfall. Wenn man nicht unbedingt die Langstreckenwanderwege begehen möchte, lohnt sich meiner Meinung nach die lange Fahrt nicht wirklich. Es gibt dort praktisch nichts zu sehen. Die Straße, die auf der Karte nach Norden führt ist abgesperrt, da Betriebsgelände. Also bin ich wieder zurückgefahren und habe unterwegs noch eine kleine Wanderung an einen mückenverseuchten See gemacht. Nicht besonders spannend, aber zumindest etwas Bewegung. Auf der Weg nach Kiruna bzw. Abisko liegt Gällivare. Erst ein paar Tage vorher soll es dort einen größeren Corona-Ausbruch gegeben haben. Daher wurde der Linienverkehr von Bussen und Bahnen eingestellt, um das alles etwas einzudämmen. Naja, ich gehe dann eben in Kiruna einkaufen. Gesagt getan und gleich noch ein paar Podcastfolgen und die dritte Staffel Stranger Things runtergeladen. Auch hier gibt es an den Tanken und Supermärkten überall freies WLAN. Deutschland wann wachst du endlich auf... In Abisko war der Parkplatz am Minibahnhof fast leer, höchstens 10 Autos. Normalerweise sollte der zu dieser Zeit brechend voll sein und sich überall Menschen tümmeln. Es scheint, auch die Schweden halten sich mit dem Reisen zurück. Da ich die Mittsommernacht an einem See verbracht und nahezu unwissend verpennt habe, gibt es mit einem Tag Verspätung die Erlösung. Voll bepackt mit allerlei Snacks, Kamerazeug und warmen Klamotten, bin ich um 21 Uhr am Bahnhof in Abisko aufgebrochen. Nach langem und steilen Anstieg über zahlreiche Schneefelder, stand ich 2,5 Stunden später und 785 Meter höher auf dem Njullá (1169m). Zu meinem Glück war ich wohl der Einzige, der auf solche Ideen kommt und hatte den Gipfel ganz für mich allein, wenn man die aggressiven Mücken mal außen vor lässt. Ich habe es mir dann bequem gemacht und das Warten begann. Und siehe da, mein Plan ging auf. Auch wenn ich nicht in Norwegen am Meer saß, da war sie: die Mitternachtssonne! Ein nicht enden wollender Sonnenuntergang und absolute Stille! Wieder etwas, dass ich von der Bucketlist streichen kann, Beweisfotos inklusive! Falls jetzt Jemandem (zwinkerzwinker) der Gedanke kommen sollte: "... aber Sohni, es ist doch Sommerzeit! Die wahre Mitternachtssonne ist doch erst um 01:00Uhr. Hast du das vergessen?". Dann kann ich dazu nur sagen: "Nein Vadder, habe ich nicht. Extra für dich habe ich mir eine Isomatte mitgenommen und noch eine weitere Stunde gewartet, um nur für dich das zeitlich exakte Beweisfoto von 'the real Mitternachtssonne' zu schießen! Keine Ursache..." #derapfelfaelltnichtweitvomstamm Der Abstieg war im Gegensatz zum Aufstieg spektakulär. Im roten Licht der "aufgehenden" Sonne, das die schneebedeckten Berge in ein tiefes Orange tauchte, ging es zurück ins Tal. Die Schneefelder waren jetzt ein Genuss. Das was ich vorher an Höhenmetern mühselig erkrochen habe, ging jetzt quasi in einem Rutsch und auch noch ganz ohne aufgerissene Hände und eine Rückenprellung, wie vor 12 Jahren in Neuseeland. Der richtige Kick am frühen Morgen. Einen weiteren Kick hätte mir fast noch ein junger Elch verpasst. Den habe ich, vertieft in Gedanken und schon etwas müde, kurz vor Ende der Tour noch fast über den Haufen gerannt. Auf jeden Fall haben wir uns beide mächtig erschreckt. Der Gute hat sich aber wieder beruhigt und mich in weniger als sechs Metern Abstand passieren lassen. Da ging mir ganz schön der Stift... Nach etlichen Skandinavienreisen habe ich jetzt endlich auch einen Elch gesehen! Was für eine Nacht! Nachtrag: Tja, hätte ich mich mal vorher schlau gemacht, dann hätte ich vielleicht rausgefunden, dass man die Mitternachtssonne auch direkt hier vom Parkplatz aus sehen kann. Quasi direkt aus dem Auto heraus. Aber nein, der Herr musste ja unbedingt eine Nachtwanderung machen... "Aber die Erfahrungen und Erinnerungen kann dir keiner mehr nehmen!!" Ach, leck mich... 😉 Für alle Lauffaulen: 68°25′55.08″N 18°40′14.98″E |